Marie Reddersen (1904-1986) gehörte der alten und weitverzweigten Northeimer Familie Reddersen an. Der Name Reddersen ist seit dem 14. Jahrhundert in Northeim nachweisbar. Während in dem einen Zweig der Familie vornehmlich Ackerbürger, Brauer, Metzger und Gastwirte überwogen, wandte sich ein anderer der Rechtswissenschaft zu, und es gingen aus diesem immer wieder Träger hoher Ämter in der Stadt hervor. Die Eltern von Marie Reddersen waren Anna Reddersen, geb. Reddersen, und Heinrich Reddersen. Als Beruf gab Maries Vater an: Ackerbürger.
Ackerbürger war damals ein weitverbreiteter Berufszweig in der Stadt: Es wurde Landwirtschaft betrieben, aber der Bauernhof war gleichsam das Reihenhaus des Bürgers in der Stadt. Kennzeichen für diese Ackerbürgerhäuser war der große Torbogen, um den Ackerwagen in die Diele fahren zu können. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts befand sich das Haus Am Münster 6 im Besitz der Familie von Marie Reddersen. 1986 verstarb Marie Reddersen, die bis zu ihrem Tod in dem Haus Am Münster 6 gewohnt hatte.
Testamentarisch hatte sie als letzte Trägerin des Namens Reddersen in Northeim der Stadt Haus und Vermögen übertragen, das diese in ihrem Sinne in eine gemeinnützige Stiftung unter dem Namen ihrer Familie einbrachte. Dieser Entscheidung ist es zu verdanken, dass heute (seit 1997) u.a. die Northeimer Tourist-Information im wohl ältesten Fachwerkhaus Northeims zu finden ist. Ergänz wird das Angebot durch Museumsetage und ein Haus für Kunst im sogenannten Hinterhaus. Im baulich unveränderten und nur einfach sanierten ersten Obergeschoss des Hauses wird mit dem Inventar der Familie Reddersen die bürgerliche Wohnkultur einer Ackerbürgerfamilie des ausgehenden 19. Jahrhunderts dargestellt.
Zu besichtigen ist das Haus dieser besonderen Frau jeweils zu den Öffnungszeiten der Tourist-Information. Der Eintriff ist frei; eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.