Fachwerk in Osterode am Harz
Als Tor zum Harz entwickelte sich Osterode in verkehrsgünstiger Lage zur Kornkammer für den Harz. Die nördlichen Teile der Altstadt sind älteren Ursprungs. Hier findet sich der Großteil der Fachwerkhäuser in gotischem, Frührenaissance- und Renaissance-Baustil. Barocke und klassizistische Häuser findet man in den südlichen und westlichen Teilen der Altstadt. Mit 62 Prozent Gebäuden aus Klassizismus und Eklektizismus sind diese Baustile besonders stark vertreten. Eine für den Harz typische Besonderheit des Osteroder Fachwerks sind rund 70 Gebäude, die zum Schutz vor Wind und Wetter mit Brettern oder Schindeln verkleidet sind.
Besondere Einzelbauten
Am Kornmarkt 20 steht das älteste Fachwerkhaus der Stadt. Es wurde 1545 im gotischen Stil errichtet und mit waagerechten Brettern verkleidet. In unmittelbarer Nähe am Kornmarkt macht das Rinnesche Haus, in zwei Massiv- und zwei Fachwerkstockwerken um 1610 errichtet, auf sich aufmerksam. Es wurde für den Juristen Andreas Cludius erbaut und trägt Wappen und Figuren von Justizia und Clementia – Gerechtigkeit und Milde. Ganz in der Nähe Am Schilde steht das Historische Rathaus mit seinem heute mit Schiefer verkleideten Giebel. Es stammt aus dem Jahr 1552.
Das Kommandentenhaus in der Aegidienstraße 1 wurde um 1600 als Lateinschule erbaut und weist einen Fries aus Fächerrosetten auf. Es ist dem Übergang von später Gotik zu Frührenaissance zuzuordnen. Fächerrosetten finden sich auch an der 1550 errichteten Ratswaage, von der seit einem Brand nur noch die Fassade original erhalten ist.
Das Ritterhaus am Rollberg 23 ist mit dem Schmuck der Zimmerleute von Andreaskreuzen und Fünfkreuzen ein Beispiel für typische Barockarchitektur. Im Eckständer ist ein vollplastischer Ritter verzimmert, der dem Haus den Namen gab. Heute beherbergt das Ritterhaus das städtische Museum.
Industriellenfamilie ist stadtbildprägend
Der Industrielle Johann Friedrich Schachtrupp ließ 1819 den Bau einer klassizistischen Villa beginnen, der sogenannten Schachtrupp-Villa (Dörgestraße 40), die durch ihre quadratische Form, die Freitreppe mit dorischem Portikus (einem Säulengang am Eingang) und die Querverbretterung auffällt. Auch das Schachtrupp-Palais am Spritzenhausplatz 9-11, das 1833 bis 1835 erbaut wurde und ebenfalls mit einer Querverbretterung verkleidet ist, geht auf die Familie Schachtrupp zurück. Es wird heute als Schulgebäude der Neustädtertor-Schule genutzt.