Egal aus welcher Himmelsrichtung Einheimische und Besucher in die Fachwerk- und Dreiflüssestadt Hann. Münden kommen, an allen Ortseingängen werden sie von den Statuen des legendären Doktor Eisenbart begrüßt. Der Wanderarzt Johann Andreas Eisenbart gehört zu den berühmtesten Persönlichkeiten der Stadt und hat bis heute seine Spuren hinterlassen. Dabei ist er weder in Hann. Münden geboren, noch hat er längerfristig hier gelebt. Eigentlich nur auf der Durchreise, verstarb Eisenbart und fand in der charmanten Kleinstadt seine letzte Ruhe.
Johann Andreas Eisenbart wurde am 27. März 1663 in Oberviechtach als Sohn des Okulisten (Augenarzt), Bruch- und Steinschneiders (Wundarzt) Matthias Eisenbart geboren. Zehn Jahre lernte er bei seinem Schwager Alexander Biller in Bamberg, ebenfalls Okulist, Bruch- und Steinschneider. Im 17. Jahrhundert war Eisenbart im ganzen deutschen Sprachgebiet von Markt zu Markt unterwegs. In 83 Orten war er nachweislich tätig und kurierte vor den Augen der Städtebewohner die Leiden der Kranken. Hauptsächlich behandelte er Augenleiden (Staroperationen), Leisten- und Hodenbrüche, Blasensteine, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und Krebs.
Von besonderer Bedeutung waren Eisenbarts Erfindungen: eine Nadel zum Starstechen und ein Haken zur Polypenoperation. Er fertigte vielerlei Medikamente an, aber auch Bruchbänder, künstliche Zähne und künstliche Augen. Bei Frauenkrankheiten assistierte ihm seine erste Frau, Elisabeth, mit der er sieben Kinder hatte.
Am 1. September 1727 machte er in Göttingen sein Testament. Der Wanderarzt litt an den Folgen eines Schlaganfalls. Dennoch reiste er weiter nach Hann. Münden, wo er am 11. November 1727 im Gasthaus „Zum Wilden Mann“ starb. Wahrscheinlich ist er jedoch bereits früher in der Stadt gewesen. Sein Sterbehaus steht in der Langen Straße 79. Eine kleine Eisenbart-Statue an der Fassade erinnert an ihn. Sein Grab befindet sich in einer Gruft im Chorraum, mitten vor dem Altar in der St. Aegidienkirche, an deren Nordseite seit 1837 sein barocker Grabstein zum Gedenken aufgestellt ist.
In der Innenstadt ist Doktor Eisenbart allgegenwärtig. Dreimal täglich bestaunen Menschen auf dem Rathausvorplatz (Doktor-Eisenbart-Platz) das über die Grenzen Hann. Mündens hinaus bekannte Glockenspiel an der Schmuckseite des Weserrenaissance Rathauses. Um 12 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr stellt der Figurenumlauf eine Szene aus seinen Behandlungsmethoden dar, während die Glocken Strophen des „Doktor-Eisenbart-Liedes“ erklingen lassen. Der im 17. Jahrhundert anerkannte Arzt, wird in diesem Lied als Scharlatan verspottet. In der ersten Strophe heißt es: „Ich bin der Doktor Eisenbart, wide wide witt bum bum. Kurier‘ die Leut‘ auf meine Art, wide wide witt bum bum. Kann machen, dass die Blinden geh’n, wide wide witt juchheirassa, und die Lahmen wieder seh‘n, wide wide witt bum bum.“
Auf einer Kostümführung können Interessierte gemeinsam mit einem „Doktor-Eisenbart-Gästeführer“ die mittelalterliche Innenstadt erkunden und dabei mehr über sein Leben erfahren. Auch eine regelmäßige „Doktor-Eisenbart-Sprechstunde“ findet statt. „Doktor-Eisenbart-Medizin“ (ein leckeres Bier) kann im Ratsbrauhaus genossen und im „Fachwerk Hotel Eisenbart“ übernachtet werden. Am Eingang zum Doktorweder heißt ebenfalls eine Statue Besucher willkommen und steht für ein Erinnerungsfoto bereit. Im Winter können sich Einwohner und Besucher an der „Doktor-Eisenbart-Lichterfigur“ erfreuen, die Teil des Lichterzaubers ist.