Das Tabalugahaus in Duderstadt – ein besonderes Haus mit vielen Details und heute starker Bedeutung für Kinder.
Das Haus auf der Marktstraße 84 wurde im Jahre 1620 von Hans Hesse und seiner Ehefrau Anna gebaut und markiert einen Höhepunkt des Renaissance-Fachwerks in Duderstadt.
Neben zeittypischen Blendarkaden findet man mehrere besonders aufwändige Inschriften, welche das Haus zu einer weiteren Sonderstellung unter den Duderstädter Bürgerhäusern verhilft: „SI DEVS PRO NOBIS QVIS CONTRA NOS“ (Wenn Gott für uns ist, wer kann da gegen uns sein) – das Bibelzitat Rö. 8,31 weist auf eine protestantische Ausrichtung der Bauherren zur Zeit der Reformation hin. Denn die Duderstädter demonstrierten zur Zeit der Reformation ihren lutherischen Glauben oftmals direkt mit ihren Häuserinschriften. Hier konnte der Vorbeigehende auf den Geschmack, den Bildungsstand und den Glauben des Bauherren zurückschließen.
Ein weiteres Augenmerk an diesem Haus sind die geschnitzten Figuren. Diese sind zwei Männer in damals zeitgenössischer Tracht, welche vermutlich Landsknechte aus dem 30-jährigen Krieg darstellen sollen. Die linke Figur hat eine Langwaffe und zudem Munitionssäckchen um den Oberkörper gebunden. Die Person in der Mitte ist vermutlich ein Duderstädter, worauf der Braunschweiger Löwe hinweist, welcher daneben mit seiner mächtigen Pranke zu erkennen ist. Dies lässt darauf schließen, dass vermutlich der Landsknecht damals die Duderstädter im 30-jährigen Krieg beschützt hat.
Heute können hier Kinder, die unter schwierigen Verhältnissen leben, Ferien vom Alltag machen, der häufig von Krankheit und Ängsten geprägt ist. Im „Tabalugahaus“ schöpfen sie neue Kraft und können das Vertrauen in sich selbst und andere wieder aufbauen. Denn Prof. Hans Georg Näder, aufgewachsen in Duderstadt und Inhaber der Firmengruppe Ottobock, hegte bereits lange den Wunsch, Kinder zu unterstützen, „die nicht so behütet aufgewachsen sind“ wie er selbst. Aus dieser Intention und der Freundschaft zu Peter Maffay entwickelte sich das Projekt „Schutzräume für Kinder“ in Duderstadt, welches als Tabalugahaus im Jahr 2012 seine Türen öffnete.
Quelle zur Inschrift: Duderstädter Häuserbuch (2007): Sabine Wehking: Duderstädter Hausinschriften, S. 147 ff., Duderstadt: Mecke Druck und Verlag. https://shop.meckedruck.de/shop/index.php?route=product/product&product_id=503
Quelle zu den Figuren: Themenführung Duderstadt „Sprechende Häuser – Zeitzeugen der Reformation“ mit Jürgen Sczuplinski
