Der Westteil der Duderstädter Marktstraße wird nicht von Fachwerkhäusern, sondern von dreigeschossigen Massivbauten mit Putzfassaden geprägt. Grund dafür sind die Stadtbrände von 1911 und 1915, welche die Quartiere zwischen Westertorturm und St. Servatius zerstörten. Der einheitliche Wiederaufbau erfolgte nach Entwürfen des Berliner Architekten Wilhelm von Tettau.
Als Ausnahme gestaltete von Tettau 1912 die Markt-Apotheke in der Markstraße 7 (ursprünglich „Germania-Drogerie“) mit einer Fachwerkfassade im Sinne des späten Historismus bzw. im „Heimatstil“, die Anklänge an das Duderstädter Fachwerk der Spätrenaissance zeigt. Hier finden sich interessante Details.
Die beiden Inschriften laden zum Schmunzeln ein:
„Schrecklich tobt des Feuers Brunst, die uns tat vernichten. Schrecklicher des Staates Gunst, die uns half errichten“ – sinngemäß: Der Brand war sehr schrecklich, aber die Unterstützung zum Wiederaufbau war schrecklicher, möglicherweise durch Geldknappheit.
„Ist rein das Gewissen, ist weich das Kissen, ist hoch die Police, die Nachtruh ist süsse“ – sinngemäß: Bist du gut versichert, lässt es sich besser schlafen.
Weiter zu sehen sind an diesem Haus mehrere Flachreliefs: unten links ein Mädchen mit Äpfeln, welche die „Aepuitas mit Waage und Füllhorn“ als weibliches Symbol für „Billigkeit“ darstellen soll. Rechts davon ist der Stier als männliches Symbol für Stärke und Tatkraft zu erkennen. Gemeinsam stehen diese Symbole für Fruchtbarkeit.
Auf der rechten Seite sieht der Betrachter rechteckige Flachreliefs mit neuzeitlichen Symbolen: „Kooge“ als männliches Symbol für den unternehmenden Geschäftssinn der Händler und rechts die Schlange vor dem Baum der Erkenntnis als weibliches Symbol für List und Schlauheit. Gemeinsam stehen die Symbole für Vermehrung des Reichtums.
Im 2. Obergeschoss im Erker unter dem mittleren Fenster ist die Büste der Germania mit deutschen Symbolen zu sehen: goldene Kaiser-Krone, Brustkoller, Schwert und Eichenlaub.
Unsere Tipps:
Themenführung „Sprechende Häuser“ Duderstadt
🗓️ Die nächste Führung findet am Deutschen Fachwerktag am 26. Mai um 14 Uhr statt. Die Teilnahme ist im Rahmen des Fachwerktages kostenfrei, eine Anmeldung bei der Gästeinformation ist vorab notwendig:
📞 05527/841200
Leitfaden für eine individuelle Fachwerk-Entdeckungstour:
