Naturgeschichte(n): Outback Einbeck

Ein Mann der genau hinschaut. Im Beruf und in der Freizeit. Der Einbecker Thomas Spieker ist jemand, dem Dinge wichtig sind. Als Polizist sorgt er für Sicherheit und nach Feierabend schlägt sein Herz für die Tiere und Landschaften rund um seine Heimatstadt Einbeck. Als Naturscout führt er Besucher rund um die Leinepolder bei Salzderhelden.

Hochwasser? Das war früher. Die Leine wird seit 1994 bei Einbeck gezähmt. Ein Mammutbauwerk auf 1000 Hektar Fläche. 37,4 Millionen Kubikmeter Wasser können hier maximal gespeichert werden. Dieses Hochwasserrrückhaltebecken ist eine Meisterleistung der Ingenieurskunst. Bis zu fünf verbundene Polder halten hier im Ernstfall die Wassermassen auf. 30 Kilometer Staudämme, Schöpfwerke, Brücken – all das verschwindet heute fast in der Landschaft. Sichtbar ist vor allem das 116 Meter lange Abschlussbauwerk bei Salzderhelden. Grauer Beton ist hier das Tor zu einer einzigartigen Naturlandschaft. Eine Landschaft, die von Menschen gemacht wurde.

Wenn Thomas Spieker sein Haus verlässt ist das große Fernrohr oft dabei. Das sogenannte Spektiv bringt ihn nah ran. Nah an die Natur, nah an die unzähligen Vögel. Sie bevölkern zu allen Jahreszeiten das geschützte Gebiet östlich von Salzderhelden. Das Betreten der Flächen ist verboten. Niemand soll hier die empfindliche Flora und Fauna stören. Aussichtspunkte rund um die Leinepolder ermöglichen Besuchern tiefe Ein- und weite Ausblicke in eine faszinierende Natur. Noch dichter kommt man nur mit dem Fernglas.

Diese Fläche hat heute einen international herausragenden ökologischen Wert. Seltene Vogelarten haben hier eine Heimat gefunden oder nutzen das Gebiet als Rastplatz auf ihren jahreszeitlichen Wanderungen. Die Leinepolder beherbergen heute das größte Europäische Vogelschutzgebiet im Landkreis Northeim.

Das „Naturerlebnis Leinepolder“ vermitteln Naturscouts wie Thomas Spieker den Besuchern. Zusammen mit diesen Experten kann jeder Interessierte die Tiere im Schutzgebiet von den umliegenden Dämmen aus beobachten. Sie wissen, wo und wann man am meisten sieht und dabei die empfindlichen Tiere nicht stört. Die Naturscouts teilen ihr Wissen gerne und ermöglichen so den Besuchern Einblicke in die geheime Welt der Tiere.

23 ausgebildete Naturscouts gibt es mittlerweile unter dem Dach des gemeinnützigen Vereins Naturscouts Leinetal e.V.

Schulen, Firmen, Kindergärten, Touristen gehören zu ihren Zielgruppen. Die Naturfreunde eint, dass sie für die Natur brennen und ihre Begeisterung gerne weitergeben.

Für alle, die gerne auf eigene Faust losziehen, gibt es mittlerweile sogar eine eigene Smartphone App. Vor Ort sollten bei den Erkundungen die Wege aber trotz aller Begeisterung für die Beobachtungsmöglichkeiten nicht verlassen werden, um die in dem Schutzgebiet lebenden Tiere nicht zu stören. Sperrzonen sind dabei ebenso zu beachten wie die Leinen- und Wegepflicht für vierbeinige Begleiter. „Die NaturApp ‚Naturerlebnis Leinepolder‘ richtet sich also in erster Linie an Menschen, die das gleichnamige Gebiet aufsuchen und die dortige Natur erleben möchten. Wenn sie ihre Beobachtungen obendrein dokumentieren, ist das wirklich toll, weil sie dadurch unter anderem den Naturschutz und letztlich auch unsere Arbeit unterstützen“, erklärt Thomas Spieker