Am Fachwerkhaus in der Breiten Straße 45 in Northeim, dem sogenannten Jägerkrug, fallen besondere Details auf:

Hier findet sich zum einen unterhalb des Torbogens eine kleine Schnitzerei: Ein schrägstehendes Wappen in den Northeimer Stadtfarben, Rot und Gold.

Die weitverbreitete Meinung, das Rot käme vom „Sachsenschild“ (weißes Ross auf rotem Grund, das traditionelle Symbol Niedersachsens und Westfalens), ist wohl fehlinterpretiert. Die Farben stammen viel mehr vom alten landesherrlichen Wappen der Braunschweiger Herzöge, das auch Teil des modernen Stadtwappens Northeims ist (im Bild rechts): Ein schreitender, goldener Löwe auf rotem Grund. Das Wappen der Herzöge von Braunschweig zeigt zwei goldene Löwen auf rotem Grund. Womöglich geht die Farbgebung sogar auf das Wappen der englischen Könige zurück, mit denen die Braunschweiger Herzöge seit Heinrich dem Löwen verbunden waren.

Gut sichtbar sind zum anderen an der Geschossschwelle in Grün sogenannte „Schiffskehlen“, anhand deren die Erbauungszeit des Hauses auf Mitte des 16. Jahrhunderts datiert werden kann. Sie waren ab der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein dominierendes Schmuckmotiv im niederdeutschen Fachwerk. Es wird eine abstrahierte Schiffsform dargestellt, weshalb diese Zierform auch in den zur Hanse zusammengeschlossenen Städte zu finden ist, der auch Northeim angehörte.

In der Denkmalbeschreibung wird dem Haus erheblicher Zeugniswert zugeschrieben, weshalb es als Einzeldenkmal ausgewiesen ist.

Insgesamt ist das Northeimer Fachwerk eher schlicht und Schmuck nur zurückhaltend eingesetzt. Der überwiegende Teil der Gebäude stammt aus den jüngeren Stilepochen. Der Grund dafür liegt in mehreren verheerenden Großbränden, die ganze Häuserzeilen und 1832 sogar das historische Fachwerk-Rathaus vernichteten. Beim Wiederaufbau entstanden geschlossene Häuserzeilen im klassizistischen Stil. Noch immer besticht die Altstadt mit Ihrem großen Anteil an Sichtfachwerk.

 

Links und Quellen:

  • Denkmalatlas Niedersachsen: https://denkmalatlas.niedersachsen.de/viewer/
  • Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
    Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002, S. 230
  • Arbeitsgemeinschaft Historischer Fachwerkstädte e.V. [Hrsg.], Gerner, Manfred [Autor]
    Fachwerk macht Schule — Fulda, 2008, S. 49

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