Gute Beispiele der Wiederbelebung
Seit sechs Jahrhunderten bauen Einbecker Bürger Häuser, sie renovieren sie und passen sie an ihre Bedürfnisse an. Die Stadt ist im Wandel, erfindet sich immer wieder neu, passt sich an neue Bedürfnisse an und lebt die Geschichte der Einbecker Bürger weiter.
In den vergangenen Jahren ist die Region Südniedersachsen mit neuen Veränderungsprozessen konfrontiert: dem demografischen Wandel, der junge Menschen abwandern lässt und dem Strukturwandel im Einzelhandel, der zu einem zunehmenden Erfolg des Onlinehandels führt. In der Folge fallen Läden und Wohnungen leer.
Hier setzt die Bürgerinitiative Sch(l)aufenster an, spricht mit den Eigentümern und belebt leerstehende Schaufenster mit Informationen von lokalen Vereinen und Akteuren. Dies ist eine sinnvolle Übergangsnutzung, bis sich neue Mieter finden oder bis der Eigentümer kleinere oder größere Renovierungen durchgeführt hat, die die Wiedervermietung oder Umnutzung erleichtern.
Die Stadt Einbeck ist mit ihren Partnerstädten im Fachwerk5Eck im Förderprogramm „Gute Nachbarschaften“ des Niedersächsischen Bauministeriums aufgenommen. Sie möchte mit der Förderung die Quartiersentwicklung in der Altstadt und konkret die Arbeit der Bürgerinitiative Sch(l)aufenster unterstützen. Die Bürgerinitiative verfügt über gute Kontakte zu den Hauseigentümern. Sie kann dabei helfen neue Nutzungen für die Leerstände zu finden.
Mit dem Förderprogramm soll die Bürgerinitiative über die bisher durchgeführte Schaufenstergestaltung hinaus möglichst in die Lage versetzt werden, im Dialog mit den Eigentümern weitergehende Optionen für die Nutzung der Leerstände entwickeln zu können. Möglichst niederschwellig sollen erste Ideen für eine Umnutzung z.B. in Wohnraum erörtert und grundlegende Anforderungen an Umbau, Sanierung, Baurecht und Finanzierung aufgezeigt werden.
Drei „gute Beispiele“ für Sanierung und Umnutzung sollen dabei helfen, Hauseigentümer zu nötigen Umgestaltungen und Renovierungen zu motivieren. Die Bürgerinitiative hat in Zusammenarbeit mit Juliane Hofmann von der Geschäftsstelle des Fachwerk5Ecks und mit Unterstützung des Sachgebietes Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung der Stadt Einbeck die Beispiele genauer betrachtet.
Das erste Beispiel ist das Haus in der Altendorfer Straße 40. Es gehört einem Bausachverständigen, der mit seinem Fachwissen eine denkmalgerechte und der Konstruktion des Gebäudes entsprechende Sanierung durchgeführt hat und dabei zwei schöne und sehr individuelle Wohnungen geschaffen hat. Als Erfolgsfaktor steht hier klar das Fachwissen des Eigentümers im Vordergrund.
Das zweite Beispiel, das Gebäude am Neuen Markt 9, hat einen Eigentümer, der nicht in Einbeck wohnt und der es daher mit Umgestaltungsmaßnahmen schwer hat. Hier kam ihm das Einbecker Kulturbüro zu Hilfe, deren Mitarbeiter auf der Suche nach einer Galerie waren. Sie halfen dem fernen Eigentümer bei der Trennung seines Gebäudes vom Nachbarhaus und bei der Einrichtung eines Badezimmers im Obergeschoss, so dass diese Etage nun als Wohnung vermietet werden kann. Die beiden Erfolgsfaktoren für die Wiederbelebung sind Nachbarschaftshilfe und ein individuell angepasster Lösungsvorschlag.
Im dritten Beispiel, dem Haus in der Knochenhauerstraße 5, wohnt die Eigentümerin selbst in den beiden Etagen über dem Laden im Erdgeschoss. Nach verschiedenen Nutzungen stand der Laden in den vergangenen Jahren leer – die Schaufenster wurden von der BI Sch(l)aufenster dekoriert. Heute ist der Laden wieder in Nutzung durch ein Uhren- und Schmuckgeschäft. Eigentümerin und Mieter einigten sich auf eine moderate Miete, die es dem Mieter erlaubte, eine Modernisierung nach seinen Vorstellungen vorzunehmen.
Es zeigt sich, dass in der individuellen Beratung von Hauseigentümern eine Chance liegt, die nun durch die Stärkung der BI Sch(l)aufenster und der Einwerbung eines Unterstützernetzwerkes weiter ausgebaut werden soll.





