Die Tiedexer Straße in Einbeck ist die längste Fachwerkzeile der Stadt. Die Straße zeigt ein Fachwerkensemble von Fachwerkbauten der Mitte des 16. Jahrhunderts. Das Haus Nr. 22 wurde, wie die meisten benachbarten Häuser, unmittelbar nach dem Stadtbrand von 1540 errichtet. Es ist eines der ältesten erhaltenen Bauten der Straße.
Bei diesem Fachwerkhaus handelt es sich um ein Dielenhaus in Mischbauform. Die zur Straße gewandte Seite ist in Stockwerkbauweise erbaut worden. Die Rückseite in Geschossbauweise mit durchlaufenden Ständern. Typisch für die Einbecker Braukultur befindet sich unter dem Haus eine weitläufige Kelleranlage, in der sich einst der Braukeller befand. Oberstock und Dachraum des Hauses wurden vornehmlich für die Lagerung von Brauzutaten genutzt.
Das Haus Nr. 22 ist das einzige Gebäude des Straßenzuges mit einer aus der Bauzeit erhaltenen steilen Dachkonstruktion. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Spitzsäulendach mit 55 Grad Steigung. Vom unteren Dachboden bis in den First reichen die Stützen der Konstruktion. Das Dach ist mit für die Region typischen Sandsteinplatten gedeckt.
Die straßenseitige Fassade ist im Vergleich zu anderen Fachwerkbauten in der Stadt eher schlicht dekoriert. Die Vorkragungen zeigen profilierte Knaggen. Stock- und Traufschwelle sind mit Trapezfriesen verziert. Aufgrund von Konstruktion und Dekoration gilt das Haus noch als Bau der Spätgotik.
