Auf dem Marktplatz in Northeim steht ein Gebäudekomplex aus zwei unterschiedlichen Bauten: Die gotische Kapelle St. Sebastian & St. Fabian und die in Fachwerk errichtete Alte Wache. Die Marktkapelle St. Sebastian & St. Fabian gehört zu den ältesten Gotteshäusern der Stadt Northeim. Das Gebäude wurde in der 2. Hälfte des 14. Jahrhundert erbaut und 1591 erstmals renoviert und diente bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts für Andachten und als Sitz der geistlichen Bruderschaft.

In 1734 wurde an der Südseite der Kapelle die „Alte Wache“ in Fachwerk vorgesetzt als Garnisonswache für die Stadtkommandanten. 1738 ergänzten Handwerker einen Glockenturm oben auf dem Gebäudekomplex, in dem die Armesünderglocke Platz fand.

Über die Jahre wurde das Gebäude auf die unterschiedlichsten Arten genutzt:

Nach einem Brand des Northeimer Rathauses in 1832 nutzte die Verwaltung der Stadt Northeim die Gebäude. In 1835 besetzte die lokale Polizei die Alte Wache als Dienststelle. Im selben Jahr schuf man durch Umbauarbeiten aus dem Innenraum der Kapelle zwölf Gefängniszellen. In 1887 wurde das Gebäude schließlich wieder entkernt und von den Kittchen befreit. Die Volkshochschule, die 1869 in die Alte Wache gezogen war, nutze die ehemalige Kapelle daraufhin als Turnhalle.

Der Höhepunkt war die kurzzeitige Zweckentfremdung der Kapelle als „Altdeutsche Bierhalle“ in 1892. Von 1912 bis 1978 war das Heimatmuseum Northeims hier eingerichtet und stellte heimatkundliche Schätze aus. Seit 1986 werden Kapelle und Wache von der Stadt Northeim als Begegnungsstätte für Senioren genutzt.

An der Seite des Gebäudes ist die „Northeimer Elle“ angebracht. Die Elle war ein Längenmaß, welches sich von der Länge eines menschlichen Unterarms ableitete. Die Länge beträgt 58,4 cm. In Northeim wurde die Elle ab 1800 für Messungen in Handwerk, Bauwesen und Handel verwendet, bevor sie durch metrische Maße ersetzt wurde.

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